Fragen & Antworten
1. Hintergrund
Der Klimawandel und ein steigender globaler Energiebedarf machen eine Abkehr vom heutigen fossilen System der Energieversorgung notwendig. Neben wirtschaftlichen Faktoren sind es soziale und ökologische, die für eine moderne und nachhaltige Energieversorgung zu beachten sind.
Insbesondere der Wärmesektor spielt in der Energieversorgung mit über 50 % Anteil am gesamten Endenergieverbrauch eine entscheidende Rolle. Da ein Großteil des Wärmeverbrauchs auf private Haushalte entfällt, liegt hier der Schlüssel zur Reduktion klimaschädlicher Abgase und dem Gelingen der Energiewende. Darüber hinaus besteht aufgrund einer hohen Quote von alten Heizungssystemen ein beträchtlicher Sanierungsdruck.
Eine regenerative Wärmeversorgung aus einem Nahwärmenetz vereint die Gesichtspunkte Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit. Sie bietet daher das ideale Werkzeug, um die anstehenden Herausforderungen intelligent und zukunftsfähig im Sinne unserer nachfolgenden Generationen zu lösen.
2. Was bedeutet das für Wöbbelin?
Die WEVW Wärme Erzeugung und Versorgung Wöbbelin GmbH & Co. KG bietet durch die Erweiterung des Nahwärmenetzes in Wöbbelin interessierten Bürgern die Möglichkeit eine erneuerbare Wärmeversorgung mit langfristig günstigen Wärmekosten zu realisieren.
3. Wie wird die erneuerbare Wärme erzeugt?
Die erneuerbare Wärme wird mithilfe von Blockheizkraftwerken aus Biomethan erzeugt, die Teil des Speicherkraftwerks der WEVW sind.
4. Was ist ein Speicherkraftwerk?
Ein regeneratives Speicherkraftwerk ist eine Kombination aus Kraftwerk und Energiespeicher. Es produziert Strom und Wärme blockweise – individuell abhängig vom Bedarf. Die erzeugte Wärme wird in einem Wärmespeicher zwischengespeichert und in das Wärmenetz eingespeist, wenn sie benötigt wird.
Der erzeugte Strom wird zu Hochpreiszeiten in das öffentliche Stromnetz abgegeben – immer dann, wenn nicht genug Strom aus Wind und Sonne zur Verfügung steht.
5. Wie genau hilft das Speicherkraftwerk bei der Energiewende?
Der steigende Anteil volatiler, also schwankender Energieträger wie Wind und Sonne verstärken die zeitlichen Unterschiede zwischen Energiebedarf und Energieerzeugung. Beispielsweise wird in den Mittags- und Nachmittagsstunden der meiste Strom aus Photovoltaikanlagen produziert, gleichzeitig ist wiederum der Strombedarf der Menschen in den Abendstunden höher, da mehr Stromverbraucher wie Licht, Waschmaschine oder Fernseher im Haus genutzt werden. Damit diese zeitlichen Unterschiede nicht weiterhin mit fossilen Energieträgern aus Kohle, Erdgas oder Öl ausgeglichen werden, kann das Speicherkraftwerk den zusätzlichen Strombedarf flexibel ausgleichen. Der erzeugte Strom wird sofort ins Stromnetz eingespeist und die erzeugte Wärme kann entweder ebenfalls direkt genutzt werden oder über den Wärmespeicher zu einem späteren Zeitpunkt bedarfsgerecht genutzt werden.
6. Werden alle Haushalte an das Wärmenetz angeschlossen?
Da nur eine begrenzte Wärmemenge produziert werden darf, steht auch eine feste Wärme zur Verfügung. Es wird aber allen Gebäuden in den Erschließungsgebieten die Möglichkeit gegeben sich an das Wärmenetz anzuschließen und von den Vorteilen des Nahwärmenetzes zu profitieren. Aufgrund des flexiblen Betriebs und des großen Wärmespeichers können auch Industrieabnehmer mit hohem Leistungsbedarf versorgt werden.
7. Mit welchen Brennstoffen werden die Blockheizkraftwerke betrieben?
Die Blockheizkraftwerke werden mit Biomethan betrieben. Biomethan bezeichnet aufbereitetes Biogas, welches einen Methananteil von mindestens 98% aufweist und somit ins Erdgasnetz eingespeist werden kann. Insbesondere große Biogasanlagen oder Zusammenschlüsse mehrerer Anlagen speisen ihr aufbereitetes Biogas ins Erdgasnetz, da die daraus erzeugbaren Strom- und Wärmemengen lokal nicht sinnvoll verbraucht werden können. Das Biomethan kann bilanziell aus dem Gasnetz bezogen werden, sodass an einem Standort ohne den Aufbau einer eigenen Biogasproduktion Biomethan genutzt werden kann. Das Erdgasnetz ist in diesem Fall sozusagen das Transportmittel, um das Biogas dorthin zu bringen, wo die Wärme genutzt werden kann.
8. Wofür werden die Blockheizkraftwerke genutzt?
Die Blockheizkraftwerke produzieren in Kraft-Wärme-Kopplung Strom und Wärme. Der Strom wird in das Stromnetz eingespeist und ersetzt Strom aus fossilen Brennstoffen. Die gleichzeitig erzeugte Wärme wird zusammen mit dem Wärmespeicher für das Wärmenetz genutzt.
9. Was passiert, wenn der Wärmespeicher voll ist und trotzdem Strom benötigt wird?
Das Speicherkraftwerk speist ins deutsche Stromnetz ein. Dabei ist es zum Glück nicht darauf ausgelegt, unser gesamtes Stromnetz in Deutschland abzusichern. Daher ist es kein Problem, wenn es nicht jede Stunde mit wenig Wind- und Sonnenstrom betrieben wird. Entscheidender ist, dass es zu den Zeiten nicht betrieben werden muss, bei der bereits eine hohe Stromerzeugung aus Wind- und Sonne besteht.
10. Was ist Nahwärme?
Der Begriff Nahwärme bezeichnet die Wärmeversorgung eines kleineren Gebiets durch eine Heizzentrale, die sich nahe dem zu versorgenden Gebiet befindet. Mit Hilfe von einem oder mehreren Wärmeerzeugern wird Wasser erwärmt und über ein verzweigtes Rohrleitungsnetz – das Nahwärmenetz – zu den Wärmabnehmern transportiert. Über einen Wärmetauscher, welcher sich in einer sogenannten Wärmeübergabestation befindet, wird die Wärme vom Nahwärmenetz auf das Heizungssystem des Wärmeabnehmers übertragen. Das abgekühlte Wasser fließt zurück zur Heizzentrale.
11. Wie kommt die Nahwärme in mein Haus?
Vom Nahwärmenetz in der Straße wird die Hausanschlussleitung über Ihr Grundstück in den Heizungsraum verlegt und an die Wärmeübergabestation oder Hausübergabestation angeschlossen. Dafür ist eine Kernbohrung erforderlich, durch die die Hausanschlussleitungen (Vorlauf und Rücklauf) in das Gebäude geführt werden. Danach wird die Wand wieder fachgerecht verschlossen.
12. Welche Funktion hat die Hausübergabestation?
Das heiße Wasser des Nahwärmenetzes wird mit Hilfe von Pumpen zu den Häusern transportiert (Vorlauf). Die Hausübergabestation enthält einen Wärmetauscher, der die Wärme auf den hausinternen Heizkreislauf überträgt. Das abgekühlte Wasser fließt zurück in das Nahwärmenetz zur Heizzentrale (Rücklauf). Über den Wasserdurchfluss und die Temperaturdifferenz zwischen Vor- und Rücklauf wird mit Hilfe eines geeichten Wärmemengenzählers die abgenommene Wärme gemessen.
13. Wer übernimmt die Hausanschlusskosten?
Im Zuge des Wärmenetzausbaus übernimmt der Betreiber des Nahwärmenetzes die Kosten für die Tief- und Rohrbauarbeiten bis in ihr Haus. Auch die Installation und Anbindung der Hausübergabestation übernimmt der Betreiber. Die Hausübergabestation bleibt dabei im Eigentum des Betreibers, wobei dieser auch anfallende Kosten für Wartung und Reparaturen übernimmt. Die Kosten für die Anbindung an die „Hauseigenen Systeme” übernimmt auch die WEVW.
Bei einem nachträglichen Anschluss an eine bestehende Trasse werden die Anschlusskosten individuell berechnet.
14. Wer richtet die Hoffläche wieder her?
Die vom Betreiber des Wärmenetzes beauftragte Baufirma wird die Oberflächen bestmöglich wieder herstellen. Sollten Sie Aufwertungen vornehmen wollen, sind diese selbst zu tragen.
15. Wird mein Gasanschluss zurückgebaut?
Nein, der Gasanschluss wird lediglich nach Vorgaben des Gasversorgers sicher verschlossen.
16. Können zwei Grundstücke über eine gemeinsame Hausanschlussleitung angeschlossen werden?
Das ist aus technischer Sicht kein Problem. Bei verschiedenen Eigentümern muss, um die Wärmelieferung beider Anschlussnehmer sicherstellen zu können, eine Dienstbarkeit (Nutzungsrecht) eingetragen werden.
17. Kann ich meine alte Heizungsanlage in Betrieb lassen?
„Jein“, handelt es sich um eine Solarthermieanlage oder einen Holz-Kamin, ist eine Kombination mit der Nahwärme möglich.
Bei fossil betriebenen Heizungsanlagen bitten wir Sie, die Heizung stillzulegen bzw. auszubauen. Schließlich ist es unser gemeinsames Ziel, fossile Energieträger zu ersetzen. Außerdem garantieren wir eine Vollversorgung. Das bedeutet Sie brauchen keine eigene Heizungsanlage vorzuhalten.
18. Ist die Wärmelieferung auch sicher?
Der Betreiber des Nahwärmenetzes garantiert Ihnen die Wärmelieferung zu jeder Zeit. Das Konzept sieht die Installation von diversen Wärmeerzeugern vor, sodass auch bei Wartungsarbeiten oder Störungen genug Wärmeleistung durch die anderen Wärmeerzeuger erbracht werden kann. Zudem wird ein großer Wärmespeicher installiert, der für zusätzliche Versorgungssicherheit bürgt. Sollte es dennoch einmal schwerwiegende technische Probleme geben, kann die Versorgung über eine mobile Heizungsanlage gewährleistet werden. Diese kann und wird jederzeit bei einem Notfall hinzugezogen und garantiert so die sichere Versorgung.
19. Kann eine Leitung im Netz kaputtgehen?
Bei jedem technischen Bauteil besteht das Risiko, dass es irgendwann einen Defekt aufweist. Die kalkulierte Lebensdauer eines Nahwärmerohrs liegt bei ca. 50 Jahren. Wir gehen heute davon aus, dass die tatsächliche Lebensdauer deutlich länger ausfallen wird. Das gesamte Netz wird permanent fernüberwacht, sodass im Fall einer Störung die defekte Leitung schnell ausfindig gemacht wird und der Fehler behoben werden kann.
20. Welchen Primärenergiefaktor hat die Nahwärme?
Die produzierte Wärme hat einen Primärenergiefaktor von ca. 0,3. Eine genaue Ermittlung des Primärenergiefaktors kann erst erfolgen, wenn die Anschlussnehmer und damit die benötigte Wärmemenge feststeht. Der Primärenergiefaktor ist speziell beim Umbau oder Neubau hochinteressant, um die Förderkriterien für besonders attraktive KfW-Kredite zu erfüllen. Dies ist möglich weil wir ausschließlich erneuerbare Wärme liefern. Hierdurch können schnell 15.000 € und mehr eingespart werden.
21. Hat die Nahwärme Einfluss auf den Wert meiner Immobilie?
Ja, das hat sie! Sie können sicher sein, dass der Wert Ihrer Immobilie deutlich steigt. Schließlich muss ein potenzieller Käufer nicht mehr die hohen Kosten für den Austausch sowie die Wartung und Pflege einer fossilen Wärmeversorgung einrechnen. Weiterhin ist der Nahwärmepreis sehr wettbewerbsfähig und gut kalkulierbar.
22. Warum sollte ich auf Nahwärme umsteigen?
Sie sind unabhängiger von fossilen Energien, die einerseits immer teurer werden,
andererseits auch starken Preisschwankungen unterliegen.
23. Kann ich mich auch zu einem späteren Zeitpunkt anschließen lassen?
„Jein.“ Während der Planungsphase eines Nahwärmeprojektes wird der Wärmebedarf der Interessenten ermittelt. Anhand dieser Daten wird im Anschluss das Wärmenetz ausgelegt. Sollten zu einem späteren Zeitpunkt weitere Interessenten hinzukommen, können diese unter Umständen nicht angeschlossen werden, wenn die Auslastungsgrenze des Nahwärmenetzes erreicht ist. Außerdem sind die Kosten für einen nachträglichen Anschluss deutlich teurer und müssen zu großen Teilen auf dem Wärmekunden umgelegt werden.
24. Welche Kosten muss ich mich als Anschlussnehmer tragen?
Die Kosten für die Anbindung an die „Hauseigenen Systeme” übernimmt die WEVW.
Vom Anschlussnehmer sind lediglich die Kosten zusätzlicher Komponenten bzw. Maßnahmen wie z.B. ein neuer Brauchwasserspeicher, der Rückbau eines Heizöltanks oder die Umstellung von einer Elektroheizung auf ein wassergeführtes System zu tragen.
25. Muss ich diese Kosten für die hausinterne Einbindung sofort bezahlen?
Nein. Wenn die hausinterne Einbindung durch die WEVW oder durch ein von der WEVW freigegebenes Unternehmen erfolgt, können alle für den Anschluss angefallenen Kosten zinslos über 120 Monatsraten bequem zusammen mit den monatlichen Abschlägen für die Wärmelieferung bezahlt werden.
26. Kann die Nahwärme auch für die Niedrigtemperaturheizanlagen (Fußbodenheizung) genutzt werden?
Das ist problemlos möglich. Auch wenn über das Nahwärmenetz immer mindestens 70° C anliegen, werden über die Übergabestation die benötigten Heizungsvorlauftemperaturen jederzeit auf das gewünschte Niveau eingestellt.
27. Kann ich bei der Nahwärme auch eine Tag- und Nachtabschaltung eingeben und im Sommer die Heizung ausmachen?
Der Anschluss an das Nahwärmenetz ist mit einem sehr modernen Steuerungs- und Regelungssystem verbunden. Auch Nachtabsenkungen, Einstellung der Warmwassertemperatur, Zeitprogrammierungen, Außentemperatursteuerung, Frostschutz, Ferien- und Wochenendprogrammierung etc. sind möglich. Sie können ihre bisherige Regelung komplett ersetzten und dadurch effizienter gestalten. Des Weiteren werden die Stationen so ausgestattet, dass Sie kompatibel zu Smart-Home Lösungen sind.
28. Wer übernimmt die Wartung des Wärmenetzes?
Der Betreiber des Netzes ist für die Wartung der Leitungen bis zur Hausübergabestation und für die Wartung der Übergabestation selbst verantwortlich. Für das hausinterne Heizungsnetz vom Heizungsraum bis zum Heizkörper bleiben Sie als Eigentümer verantwortlich.
29. Gibt es eine Mindestabnahmemenge?
Nein, eine Mindestabnahmemenge halten wir aus ökologischen Gründen für nicht vertretbar.
30. Gibt es einen Anschlusszwang an das Nahwärmenetz?
Nein, jeder Eigentümer kann sich frei für oder gegen einen Anschluss entscheiden.
31. Können alle Haushalte im geplanten Gebiet an das Nahwärmenetz angeschlossen werden?
Ja, aufgrund der flexiblen Fahrweise der BHKW und modularen Erweiterungsoptionen können alle Wärmeabnehmer im Versorgungsgebiet mit Wärme versorgt werden und von den Vorteilen des Nahwärmenetzes profitieren.
32. Was muss ich tun, damit ich mich anschließen kann?
Hierzu nehme Sie gerne Kontakt zu uns auf. Nach Aufnahme können wir Ihnen dann gerne ein verbindliches Angebot unterbreiten.